Das Eichhörnchen

Trance-Geschichte von Volker Friebel zur Förderung von Konzentration

 

Mach es dir ganz bequem … Während du deinen Körper spürst, wie er die Fläche unter dir berührt, kannst du beginnen, dich zu entspannen … Ich frage mich, wo in deinem Körper du gerade darauf achtest, was zu spüren ist … Obwohl auch noch Geräusche zu hören sind, im Raum und von außerhalb, auf die es möglich ist, achtzugeben … Du kannst auch deine Augen spüren … Und deine Augen können sich eine Stelle im Raum suchen und dort zu ruhen beginnen … Und die Stelle kann mit der vergehenden Zeit leicht verschwimmen … Und vielleicht kann es sein, dass du bald ausprobieren möchtest, ob es nicht angenehmer ist, die Augen zu schließen, irgendwann … Während die Geräusche immer gleichgültiger werden und bald ganz gleichgültig sind …

Auch deinen Atem kannst du, wenn du willst, spüren. Er geht, ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein … Die Luft strömt in dich hinein und erfrischt dich … Und dann will sie nur losgelassen werden, damit sie wieder hinausströmt, ganz von selbst …

Und wie die Luft deines Atems, so ist es möglich, vieles loszulassen, viele Gedanken und Gefühle … Sie schwinden einfach dahin … und kommen vielleicht irgendwann wieder, vielleicht auch nicht … So kann in dir eine gute Stille entstehen, in der andere Bilder aufsteigen und Platz haben, sich zu entfalten …

Eines dieser Bilder kann ein freundlicher Wald sein, in dem du gehst … Wie einfach es ist, Schritt vor Schritt zu setzen, den Fuß auf dem Boden zu spüren, die Vögel in den Wipfeln zu hören, den Geruch des Waldbodens oder von Kiefernzweigen aufzunehmen …

In den Gedanken kann uns vieles begegnen, auch dieses Eichhörnchen da, das im Waldboden scharrt, mal hier, mal da, immer gleich wieder aufhört, um es sofort irgendwo anders zu probieren.

„Hast du etwas verloren?“, fragst du.

Das Eichhörnchen schrickt zusammen – aber als es dich sieht, beruhigt es sich wieder und piepst: „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich gestern allerhand Nüsse und Bucheckern vergraben, für den Winter. Nun will ich nachschauen, wo sie sind, damit ich sie wenn Not ist, finden kann. Aber ich finde rein gar nichts!“

„Wie schnell du bist!“, sagst du. Das Eichhörnchen lacht dich an. „Und hast du denn überlegt, wo deine Verstecke genau sind? Und hast du tief genug gegraben?“

„Ich weiß nicht“, antwortet das Eichhörnchen. „Ich suche schnell, weil ich dann vielleicht mehr finde. Aber leider finde ich fast gar nichts. Nur eine einzige Haselnuss und eine grüne Glasscherbe habe ich entdeckt.“

„Kannst du denn eigentlich genauer überlegen, wo die Vorräte versteckt sind?“, fragst du. „Vielleicht ist das ja zu schwierig.“

„Eigentlich kann ich das schon“, antwortet das Eichhörnchen. „Ich tue es nur nicht richtig, weil ich möglichst schnell etwas haben will.“

„Kannst du wohl so lange warten und in dich selbst hören, wie ein Atemzug ist?“, fragst du.

„Ich glaube schon“, antwortet das Eichhörnchen.

„Kannst du wohl so lange warten und in dich selbst hören, wie zwei Atemzüge sind?“, fragst du.

„Auch das kann ich eigentlich“, antwortet das Eichhörnchen.

„Kannst du wohl so lange warten und in dich selbst hören, wie drei Atemzüge sind?“, fragst du.

„Ich werde es versuchen, denn eigentlich kann ich es“, antwortet das Eichhörnchen. „Ich muss mir nur die Zeit nehmen und daran denken.“

Es schließt die Augen und du merkst, wie sein Atem geht. Er geht wie der deine: ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein.

Dann öffnet das Eichhörnchen wieder die Augen, strahlt dich an und beginnt bei einer dicken Wurzel zu graben. Dieses Mal gräbt es tiefer als sonst – und tatsächlich zeigt es dir bald eine weitere Haselnuss.

Und schon schließt es wieder die Augen …

Du aber gehst langsam weiter durch den lichten Wald. Vielleicht hörst du die Geräusche des Waldes um dich … Vogelpfeifen … den Wind … Und die Geräusche können sich langsam verändern … Und du kannst langsam wieder aus den Bildern in den Raum hier zurückkommen, mit den Geräuschen des Raumes und den Geräuschen von draußen … Und du kannst deinen Körper spüren … Dein Atem ist immer da, auch hier geht er ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein … Den hast du mitgebracht …

Und wenn du bereit bist, dann öffnest du die Augen und reckst und streckst dich.

 

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Aus: Volker Friebel (2014): Trance-Geschichten für Kinder – Ruhe und Kraft, Mut, Selbstbeherrschung, Leichtigkeit und Freude, Konzentration, Schlaf: Sechs thematische Sammlungen. Edition Blaue Felder, Tübingen. PapierBuch und eBuch.

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