Meditation Natur

Volker Friebel

 

Wenn wir an Natur denken, denken wir an Wälder, an Berge, an Seen, an weite Ebenen, an Flüsse und Bäche, an das Meer und den Himmel, die ziehenden Wolken. Wir denken an einen Vogel, der durch diesen Himmel fliegt.

Denn Natur ist das, was nicht vom Menschen geschaffen wurde. Das Wort wurde aus dem Lateinischen übernommen und leitet sich ab vom Wort für „entstehen“, „geboren werden“.

Keine Natur, sondern vom Menschen geschaffen sind Flugzeuge, Häuser, Bücher, Feuerwehrautos, Musikstücke, Porzellantassen.

 

Was ist mit uns selbst, was ist mit dem Menschen?

Wird nicht gerade der Mensch als allererstes vom Menschen geschaffen, nämlich gezeugt? So sind wir Natur.

Wird der Mensch nicht erzogen nach den Richtlinien und Künstlichkeiten unserer Kultur? So ist er Kultur.

Kultur ist der Gegenbegriff zur Natur. Kultur meint nicht nur unseren Literaturbetrieb oder unsere Sitte, mit Messer und Gabel zu essen oder mit dem Löffel. Auch eine vom Menschen geprägte Heidelandschaft, vom Menschen angelegte Wiesen und Äcker und Forste und Fischteiche sind Kultur, sind eine Kulturlandschaft.

Der Grashalm, der in einer solchen Wiese wächst, ist aber doch ganz Natur.

Das Herz eines Menschen, das einfach zum Takt der Musik im Konzertsaal pocht, ist aber doch auch ganz Natur.

Kultur und Natur durchdringen sich offenbar.

Sie durchdringen sich im Forst, dessen Bäume von Menschen gesetzt und gehegt sind, zum Zwecke der Holzgewinnung und dessen Verkauf. Denn jeder Baum ist ganz Natur, lebt ganz in den Möglichkeiten, die seine Umgebung ihm bietet.

Natur und Kultur durchdringen sich in uns, wenn unser Herz schlägt und unser Atem ein und aus geht, ganz Natur, erregt durch eine spannende Abenteuergeschichte oder beruhigt durch eine langsame Musik.

 

Ich kann mich dem zuwenden, was ich betonen will. Was ich betone, mache ich stärker. Ich werde das stärken wollen, was mir gut tut, was ohne eine ausdrückliche Zuwendung vielleicht zu kurz käme, was ohne sie vielleicht vom Drängen der Umstände und der Umgebung verkümmern muss.

Ich wende mich dem Baum zu, in dem eine Amsel singt. Und stärke damit die Natur um mich und in mir.

Ich wende mich den Wolken zu, die am Himmel ziehen. Und stärke damit die Natur um mich und in mir und mein Empfinden unserer Vergänglichkeit.

Wenn ich mich dem Schönen zuwende, färbt mich eben das Schöne.

Wenn ich mich dem Hässlichen zuwende, färbt mich vielleicht das Hässliche, inspiriert mich aber vielleicht auch, es zu verändern.

Weshalb möchte ich mich dem Schönen zuwenden?

Weshalb wende ich mich oft Hässlichem zu?

Weshalb wende ich mich Dingen der Kultur zu?

Weshalb wende ich mich der Natur zu?

Kann ich meine Natur so zum Ausdruck bringen, wie dieser Vogel im Baum es kann? Wie diese Katze, die durch den Garten schleicht, es kann? Wie dieser Baum es kann?

 

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