Entspannungsgeschichte zur guten Nacht von Volker Friebel
Stell dir in Gedanken eine breite Treppe vor, die vor dir beginnt und immer tiefer führt, durch eine schöne Landschaft … Geh langsam die Treppe hinab, Stufe um Stufe … Mit jeder Stufe kann die Ruhe in dir größer werden, Stufe um Stufe … Dein Atem geht, Stufe um Stufe hinab … Du spürst vielleicht, wie dein Atem schon ruhiger und ruhiger wird … Du spürst vielleicht schon die Ruhe in dir … Die Stufen enden auf der Dracheninsel …
Mieze spielt am Strand mit den Wellen: Immer wenn eine Welle des Meeres heran wogt, springt Mieze zurück. Wenn die Welle wieder zurückflutet, springt sie ihr nach.
Du schaust ein Weilchen zu. Das Hin und Her der Wellen ist schön. Du spürst, wie es ruhig macht. Die Luft zu atmen tut gut. Dazu die Weite des Meers und des Himmels … Ein paar weiße Wolken treiben durch das Blau …
Mieze hat dich entdeckt und läuft zu dir her. „Das macht Spaß“, schnurrt sie. Du lachst mit ihr und schaust dann über die Insel.
Sie ist nicht groß. Ein hoher Berg mit schroffen Felswänden, offenbar ein Vulkan. Einige sanfte Grashügel. Da ist auch Wald, ein Stückchen weiter am Strand, bis in die ersten Hügel hinein. Straßen und Häuser kannst du keine erkennen. Überhaupt nichts von Menschen Gemachtes.
Mieze folgt deinem Blick zum Vulkan. „Das sind Opa Fauchenstein und seine Kegelrunde“, schnurrt sie.
Du schaust genau hin und entdeckst einige Gestalten, die den Berg flügelschlagend umkreisen.
„Große Vögel?“, fragst du.
„Drachen“, schnurrt Mieze. „Aber keine Sorge“, schnurrt sie dann, „heute bricht der Vulkan nicht aus. Ich soll nur Grünenstein eine Traummurmel von der Königin bringen.“
„Ist Grünenstein auch ein großer Vogel?“, fragst du hoffnungsvoll.
„Er ist ein Drache“, schnurrt Mieze. „Aber fliegen kann er noch nicht. Und schlafen auch nicht.“
Ihr geht am Strand des Meeres, zum Vulkan. Die Wellen sind schön. Kleine weiße Vögel springen vor euch am Saum des Meeres entlang und suchen, ob die Wellen etwas für sie anspülen … Muschelschalen liegen dort, aber die wollen sie nicht … Grüner Tang liegt dort, den wollen sie auch nicht … Bunte Steine liegen im Sand, die wollen sie auch nicht …
Ein Pfad führt am Hang des Berges hinauf, den geht ihr. Schritt für Schritt geht es den Felsenpfad aufwärts. Bald seid ihr ein ganzes Stück über dem Meer.
Das Meer ist leiser geworden. Ist es der Himmel, den du um dich hörst? Vielleicht der leichten Zug seiner Luft? Vielleicht das Ziehen der weißen Wolken?
Zwischen zwei Felsen am Rande des Pfads entdeckt ihr das Drachennest. Ein Drache liegt drin und sieht euch entgegen.
Grünenstein ist wirklich kein großer Drache, siehst du. Aber ein müder, sehr müder Drache, sagen dir seine Augen. Ein müder, sehr müder Drache, wie er da ausgestreckt liegt.
„Hallo, Mieze“, grollt er und lässt eine kleine Rauchwolke aus seinen Nüstern aufsteigen. „Schön, dass du mich wieder besuchst! Hast du etwas für mich?“
„Eine Traummurmel, von der Königin“, schnurrt Mieze und gibt sie ihm.
Grünenstein kann die Murmel gerade noch fassen, dann ist er auch schon eingeschlafen.
„Das ging aber schnell“, schnurrt Mieze.
Du schaust über das Meer, wo gerade die Sonne am Horizont versinkt. „Das ist wunderschön“, sagst du.
„Die Welt ist schön, man muss nur hinschauen“, schnurrt Mieze. Ihr beobachtet noch etwas die Sonne, dann geht ihr den Pfad zum Strand zurück.
Eine Traummurmel! Du findest sie im weißen Sand. Möwen rufen am Himmel. Das Wogen der Wellen ist ruhig und stark.
Als du die Augen schließt, bist du zu Hause.
Dein weiches Bett … Wie gut es sich liegt! … Wie wohl du dich in ihm fühlen kannst! …
Da liegst du – ganz ruhig. Kannst du die Ruhe in dir spüren? Die Ruhe ist überall in dir … Kannst du spüren, wie schwer du bist? Dein ganzer Körper ist schwer, angenehm schwer … Kannst du spüren, wie warm du bist? Die Wärme strömt durch deinen ganzen Körper. Du bist warm, angenehm warm … Dein Atem geht ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein … Du bist ruhig, schwer und warm – ruhig, schwer und warm … Die Ruhe trägt dich in die Nacht, hinein in den Schlaf, in freundliche Träume …
Diese Gutenachtgeschichte stammt aus dem Buch: Volker Friebel (2019): Gutenachtgeschichten vom Wolkenschloss. Entspannungsgeschichten für Kinder. Edition Blaue Felder, Tübingen. Mit Illustrationen.
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