Entspannung mit Kindern zu Hause

Volker Friebel

 

Jeder Mensch hat eine Vorstellung davon, was gemeint ist, wenn es heißt: Das ist entspannend. Oder: Das ist Stress. Ein bisschen mehr zu wissen, kann uns helfen, Entspannung besser zu verstehen und mit Stress besser umzugehen. Und wenn ein Kind bereits älter ist, wird es wissen wollen, was wir da machen. Was ist Entspannung? Einige Meinungen dazu:

Entspannung ist,

* wenn wir schlafen
* wenn wir einen Meter über dem Boden schweben
* wenn wir ein Computerspiel spielen
* wenn wir am Strand liegen und uns sonnen
* wenn wir gar nichts tun
* wenn wir Autogenes Training machen
* wenn wir einmal tief durchatmen
* wenn wir die Füße gekreuzt aufeinander legen
* wenn wir singen

Vieles ist halb richtig, manches gar nicht. Der Atem hat tatsächlich etwas mit Entspannung zu tun, wir werden also wirklich etwas ruhiger, wenn wir tief durchatmen. Und das Autogene Training ist ein Verfahren, das ausdrücklich Entspannung herstellen soll. Wir sagen uns dabei Entspannungsformeln vor, „Ich bin ganz ruhig“ etwa, und werden ruhiger.

Da stellt sich wie bei vielen anderen Methoden, die mit Vorstellungen arbeiten, die Frage: Können wir uns selbst überhaupt dazu bringen, entspannt zu sein? Können Vorstellungen etwas bewirken? Ist es nicht bloß Einbildung, was dabei herauskommt, etwas für Fantasten und Tagträumer?

Entspannungsverfahren sind wissenschaftlich gut untersucht, sie wirken. Wir müssen aber keine Studienergebnisse dazu lesen. Dass Vorstellungen etwas Reales in unserem Körper bewirken können, zeigt uns das Zitronen-Beispiel.

Schließen Sie die Augen und stellen sich einen Tisch vor. Auf dem Tisch liegt ein Messer. Und eine Zitrone. Nehmen Sie die Zitrone und schneiden sie in zwei Hälften. Führen Sie eine der Hälften zum Mund – und beißen Sie herzhaft hinein!

Vorstellungen wirken, Sie werden es gespürt haben: Vielleicht ist Ihnen das „Wasser im Mund zusammengelaufen“, vielleicht hatten Sie einen saueren Geschmack im Mund oder es hat sich Ihnen „alles zusammengezogen“. Fast alle Menschen spüren so etwas mehr oder minder stark. Auch wenn wir wissen, dass es nur Vorstellungen sind und nur Vorstellungen bleiben werden. Trotzdem führen sie zu spür- und messbaren körperlichen Reaktionen. Sie wussten, dass die Zitrone nur vorgestellt ist, Sie wussten, dass Sie weder jetzt noch später in sie hineinbeißen werden – und trotzdem hat Ihr Körper reagiert. Er hat sogar noch umfangreicher reagiert, als das zu spüren war. Den Speichelfluss werden Sie empfunden haben, und den Geschmack, aber die Ausschüttung von Verdauungsenzymen wohl kaum. Sie haben sich vorgestellt, in eine Zitrone zu beißen, und der Körper reagiert darauf in der Art wie er auf eine wirkliche Zitrone reagieren würde. Die Reaktionen sind nicht ganz so stark, aber sie gehen in dieselbe Richtung wie beim Biss in eine wirkliche Zitrone.

Vorstellungen wirken.

Voraussetzung dabei ist allerdings, dass es sich bei der vorgestellten Reaktion um ein tatsächliches Vermögen unseres Körpers handelt. Unser Körper und Geist kann entspannen – also können Vorstellungen ihn dabei unterstützen. Welche Vorstellungen dabei besonders günstig sind, wird Thema dieses Buchs sein. Wir können dagegen nicht fliegen, so stark wir auch mit den Armen wedeln – und so nutzen uns Vorstellungen dazu überhaupt nichts, jedenfalls nicht zum Fliegen.

Erwachsenen ist das selbstverständlich, Kindern muss man auch schon einmal sagen, dass Vorstellungen, ein gutes Diktat zu schreiben, nicht unbedingt dazu führen, tatsächlich eine gute Note zu bekommen. Wir müssen nämlich grundsätzlich dazu in der Lage sein. Das heißt: Wir müssen auch gelernt haben. Wer nicht weiß, wie die Wörter geschrieben werden, kann sie auch nicht richtig schreiben, wenn er ganz entspannt ist. Haben wir gelernt, dann allerdings können etwa entspannende Vorstellungen uns dabei helfen, ein besseres Ergebnis zu erzielen. Das wurde in Studien bewiesen. Entspannung wirkt dann nicht als Zauberei, sondern ermöglicht uns, das, was wir können, besser zu machen. Anspannung dagegen, wir kennen das alle, schadet dabei.

Sportler nutzen Vorstellungen und Entspannung ganz selbstverständlich. So kann man auch Kindern nahe bringen, dass Entspannung etwas ist, das für alle Menschen da ist, auch etwa dem berühmten Ski-Abfahrtsläufer oder der Hochspringerin hilft sie. Entspannung gehört zu ihrem Training, wie Skifahren oder Absprungtechniken. Entspannung wird so auch Sängern gelehrt, oder Schauspielern.

Das Beispiel der Sportler zeigt uns, dass Entspannung nicht einfach nur etwas für Ruhe ist. Ruhe ist gut – aber manchmal brauchen wir dazu noch etwas anderes, nämlich Konzentration, oder Kraft. Entspannung zur Ruhe, Entspannung zur Konzentration, unsere Vorstellungen können mit der Entspannung in verschiedene Richtungen gehen.

So etwas also machen wir, wenn wir Entspannung lernen. Wir haben jeder andere spezielle Gründe dafür, der große eine Grund aber ist bei allen gleich:

Entspannung ist gut für uns.

 

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Beispiel einer Entspannungsgeschichte: Das Wolkenschloss