Der See der Träume

Fantasiereise zur guten Nacht von Volker Friebel

 

Stell dir in Gedanken eine breite Treppe vor, die vor dir beginnt und immer tiefer führt, durch eine schöne Landschaft … Geh langsam die Treppe hinab, Stufe um Stufe … Mit jeder Stufe kann die Ruhe in dir größer werden, Stufe um Stufe … Dein Atem geht, Stufe um Stufe hinab … Du spürst vielleicht, wie dein Atem schon ruhiger und ruhiger wird … Du spürst vielleicht schon die Ruhe in dir … Die Stufen enden an einem See. Es ist der See der Träume …

 

Das späte Licht schimmert freundlich …

Am Ufer des Sees stehen Schilfrohre bis in das Wasser. Ihre leichte Bewegung … Die Klänge, wenn sich die grünen Blätter berühren … Ihre Berührung ist sanft …

Irgendwo aus dem Schilf klingt der Schrei einer Ente … Kannst du dort vielleicht ihr Nest zwischen den Halmen sehen? …

Wieder ein Entenschrei – aber diesmal kommt er vom anderen Ufer …

Langsam gehst du um den See, auf der Suche nach deiner Traummurmel … „Ganz in Ruhe“, sagst du dir vor, „wenn ich langsam bin, werd ich sie finden.“ …

Ein Schmetterling tänzelt vor dir im Himmel … Ein Vogel schießt schnell an ihm vorbei und verschwindet im Dunkel des Waldes …

Du spürst, wie dein Herz schlägt. ‚Wenn ich langsamer werde, werde ich ruhiger‘, denkst du.

Ruhiger wie der Schmetterling – und vielleicht nun auch der Vogel, der jetzt in seinem Nest in einem der Baumwipfel ruht …

Der Schmetterling hat sich auf eine Blume gesetzt. Seine Flügel sind in der späten Sonne geöffnet. Seine Fühler bewegen sich leicht. Sonst ist er ganz ruhig.

Ob er hier den ganzen Abend verbringen wird?

Ob er hier sitzen wird, wenn die Dämmerung noch stärker wird?

Ob er hier sitzen wird, wenn der Mond aufsteigt und über den Himmel schwebt?

Ob er hier sitzen wird, wenn die Sterne erscheinen?

Kleine Geräusche von der Mitte des Sees. Vielleicht ist das ein Fisch, dessen Maul den Himmel berührt. Der wieder abtaucht in den See der Träume …

Die freundliche Dämmerung in der Tiefe des Sees …

Du meinst, bis zum Grund des Sees zu sehen … Steine und Sand liegen dort … Hier und da wächst eine Wasserpflanze … Kleine Fische schwimmen langsam … Manche suchen mit ihren Mäulern den Grund ab …

Du entdeckst zwischen an manchen Stellen des Grundes einen Schimmer zwischen den Steinen … Traummurmeln … Sterne blinken hinunter auf sie … Der Mond gibt seinen Schimmer dazu …

Weiter gehst du, rund um den See der Träume …

Ein großer Baum rauscht im kaum merklichen Wind … Seine Blätter sind silbern, seine Blätter sind grün … Sind es die Blätter, die rauschen, ist es der Wind? …

Zwei Augen im Baum schauen dich an. Es sind die Augen einer Eule. Ruhig sind diese Augen, wie Monde. Du meinst, ihre Stille zu hören …

Die Eule schaut dich einfach nur an, mit der ganzen Ruhe des Himmels … mit der ganzen Ruhe des Mondes … mit der ganzen Ruhe des Baums …

Du betrachtest die Spiegelbilder im See: die Spiegelbilder der Wolken … des Himmels … des Schilfs … des Baums … der Eule …

Du siehst, wie die Spiegelbilder des Sees verschwimmen, in der leichten Bewegung, den kleinen Wellen des Sees im Wind …

Langsam gehst du weiter deinen Kreis um den See …

Ein Stück weiter am Seeufer mündet ein Bach … Zwischen Bäumen strömt er aus dem langsam dunkler werdenden Land … Sein Murmeln gibt sich in die Ruhe des Sees … Sein Murmeln geht auf in die Ruhe …

Zwischen Steinen im Bach sieht du es schimmern … Eine Traummurmel, vom Wasser umspült!

Du nimmst die Traummurmel und hältst sie ins schwächer werdende Licht. Ihr Schimmer ist wie der Schimmer des Mondes … Das Funkeln in ihr ist wie das Funkeln der Sterne …

Als du die Augen schließt, bist du zu Hause.

Dein weiches Bett … Wie gut es sich liegt! … Wie wohl du dich in ihm fühlen kannst! …

 

Da liegst du – ganz ruhig. Kannst du die Ruhe in dir spüren? Die Ruhe ist überall in dir … Kannst du spüren, wie schwer du bist? Dein ganzer Körper ist schwer, angenehm schwer … Kannst du spüren, wie warm du bist? Die Wärme strömt durch deinen ganzen Körper. Du bist warm, angenehm warm … Dein Atem geht ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein … Du bist ruhig, schwer und warm – ruhig, schwer und warm … Die Ruhe trägt dich in die Nacht, hinein in den Schlaf, in freundliche Träume …

 

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Diese Fantasiereise stammt aus dem Buch: Volker Friebel (2019): Gutenachtgeschichten vom Wolkenschloss. Entspannungsgeschichten für Kinder. Edition Blaue Felder, Tübingen.

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