Der junge Wolf

Fantasiereise zur guten Nacht von Volker Friebel

 

Stell dir in Gedanken eine breite Treppe vor, die vor dir beginnt und durch eine schöne Landschaft immer tiefer führt  … Geh langsam die Treppe hinab, Stufe um Stufe … Vielleicht spürst du dabei schon, wie dein Atem ruhiger wird … Vielleicht spürst du dabei in dir schon die Ruhe wachsen … Die Stufen enden in einem Wald …

 

Ein Bach strömt durch das Tal, zwischen Bäumen … Vielleicht hörst du etwas vom Klang seines Wassers … Vielleicht spürst du etwas von seinem Duft, von seiner Frische … Hier und da stehen Gräser am Ufer, lange Halme … Und Blumen …

Ein Vogel ist auf einem Felsen im Bach gelandet. Nun sitzt er da, wippt mit dem Schwanz und lässt sich vom Wasser umströmen … Eine ganze Weile sitzt der Vogel auf dem Felsen im Bach … Vielleicht weil der Felsen gerade noch von der Sonne beschienen wird … die tief steht, zwischen den Bäumen hindurchblinzelt …

Nun fliegt der Vogel auf und verschwindet zwischen den Bäumen im Wald … Vielleicht sucht er sein Nest auf, um sich auszuruhen, denn die Sonne verschwindet nun ganz und die Dämmerung kommt … Vielleicht sucht er sein Nest auf, für die Nacht und den Traum …

Am Ufer des Waldbachs bewegt sich etwas – ein junger Wolf ist es. Er tritt aus dem Wald, beugt sich nieder zum Wasser und trinkt … Ein Schmetterling fliegt heran und tanzt ihm um seinen Kopf. Der junge Wolf schlürft einfach weiter vom Wasser und lässt sich nicht ablenken …

Nun hebt er den Kopf, stellt die Ohren auf, lauscht … Der Schmetterling tanzt ihm noch einmal um die Schnauze, dann flattert er auf dem letzten Sonnenstrahl davon, in den Wald …

Nun ist die Sonne versunken, die Dämmerung kommt. Der junge Wolf steht immer noch da, am Ufer des Waldbachs und lauscht … Ob er wohl überlegt, wo es nach Hause zu seiner Wolfshöhle geht? Vielleicht ist er das erste Mal allein im Wald unterwegs und weiß noch nicht sicher den Weg …

Er könnte das Käuzchen fragen, das auf einem Ast der alten Eiche sitzt und auf ihn herabschaut …

Er könnte die beiden Eichhörnchen fragen, die auf der anderen Seite des Bachs vorüberjagen, zum Stamm eben dieser Eiche, und nun den Stamm hinauf in den Wipfel, wo sie ihr Lager haben …

Er könnte die dicke Fliege fragen, die über den Bach heranbrummt, an ihm vorbei. Aber schon ist sie wieder verschwunden. Und der junge Wolf steht immer noch da und lauscht …

Nun setzt sich der junge Wolf in Bewegung. Die Schnauze auf der Erde läuft er los, vielleicht einem Duft nach, einer Spur, vielleicht seiner eigenen …

Die Dämmerung wird langsam stärker. Doch der junge Wolf braucht seine Augen nicht. Er folgt einfach dem Duft seiner Spur zurück … Das Tal geht es aufwärts, an mächtigen Felsblöcken vorbei …

Die Pfoten des jungen Wolfs laufen mal über Tannennadeln auf dem Waldboden … Die Pfoten des jungen Wolfs laufen mal über altes Laub aus dem Vorjahr … mal über Gras … mal über duftendes weiches Moos …

Immer wieder hält er kurz an, stellt die Ohren auf und lauscht … Immer wieder folgt er weiter dieser Spur aus Duft …

Endlich kommt er auf eine Lichtung im Wald. Die kennt er gut. Ganz in der Nähe liegt der Eingang zur Wolfshöhle …

Der junge Wolf bleibt in der Lichtung stehen und schaut in den Himmel auf … All die Sterne scheinen auf ihn herab, scheinen auf alle Bäume des Waldes, scheinen auch auf die ferne Siedlung der Menschen …

Knapp über den Bäumen des Waldes steigt unmerklich langsam der Mond … Sein silbernes Licht verzaubert die Welt … Der junge Wolf steht eine ganze Weile im Licht von Mond und Sternen auf der Lichtung im Wald …

Dann läuft der junge Wolf weiter, zum Wolfsbau … Dort sind schon alle versammelt, die Eltern, die Geschwister … Der junge Wolf legt sich zu ihnen … er schließt die Augen … er räkelt sich … er spürt die Ruhe tief in sich und spürt, wie sie immer noch größer wird … Er ist bereit für die Nacht und den Traum …

 

Da liegst du – ganz ruhig. Kannst du die Ruhe in dir spüren? Die Ruhe ist überall in dir … Kannst du spüren, wie schwer du bist? Dein ganzer Körper ist schwer, angenehm schwer … Kannst du spüren, wie warm du bist? Die Wärme strömt durch deinen ganzen Körper. Du bist warm, angenehm warm … Dein Atem geht ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein … Du bist ruhig, schwer und warm – ruhig, schwer und warm … Die Ruhe trägt dich in die Nacht, hinein in den Schlaf, in freundliche Träume …

 

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Die Fantasiereise zur guten Nacht stammt von Volker Friebel und wurde noch in keinem Buch veröffentlicht.

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